30. April 1969: Schloss Monrepos wird abgebrannt

Das „Weiße Schloss“ in Flammen

Ob dem weißen Hause / träumt der Wald. / Durch die Riesenstämme / Mondlicht wallt. …

Drunten gleitet feiernd / Silberband, / selbst ein Strahl, der Rhein hin / durch das Land.

In den Zweigen flüstert’s / jung mir zu! / Hier, hier winkt mir ewig / Meine Ruh’.

 

Von Elisabeth zu Wied stammen diese Verse, der späteren Königin von Rumänien, die sich als Dichterin Carmen Sylva nannte. Mit „Meine Ruh’“ meint sie Schloss Monrepos hoch über dem rheindurchflossenen Neuwieder Becken, die Sommerresidenz der Fürsten zu Wied. Auf diesem Schloss wurde die Prinzessin 1843 geboren, und diesen Ort hat sie über alles geliebt. Der Name Monrepos ist natürlich eine Verballhornung, denn eigentlich hieß die Gemarkung Ruhberg, à la mode französisiert zu Mont Repos, was sich erst später verschliff zu Monrepos, „Meine Ruhe“.

Aquarell von Schloss Monrepos

Schloss Monrepos zwischen den beiden Weltkriegen (Aquarell von Wilhelm Velden).

Das 1767 fertiggestellte Lustschloss war ein schlichter, langgestreckter Bau, der sich mit seinem schneeweißen Anstrich leuchtend von dem dunklen Wald im Hintergrund abhob. Ein Stockwerk, nur der Mittelbau und beiden Eckpavillons waren zweigeschossig. Trotz über 50 m Länge war Schloss Monrepos für den Gebrauch aber zu klein und unpraktisch. Zweimal – um 1840 und 1890 – wurde der Bau darum aufgestockt und vergrößert.

Die fürstliche Familie liebte den Sommersitz sehr. Dank der weitgesteckten Beziehungen des Hauses Wied wurde Schloss Monrepos zu einem der kulturellen Zentren im Rheinland.

Mit dem Ersten Weltkrieg war das vorbei. Nach einer amerikanischen Besatzung gegen Ende des Krieges war das Schloss im Innern verwüstet und kaum mehr bewohnbar; während der Weimarer Zeit verkam das Gebäude aus Geldmangel, im Zweiten Weltkrieg kamen weitere Schäden hinzu.

Da Erbprinz Hermann 1941 gestorben und sein Sohn noch minderjährig war, wurden in den nächsten Jahren keine weitreichenden Entschlüsse gefasst. Nach seiner Großjährigkeit tritt Friedrich Wilhelm dann 1955, mittlerweile studierter Forst- und Betriebswirt, an die Spitze der Familie und übernimmt die Verwaltung des fürstlichen Besitzes. Er bemüht sich auch um den Erhalt der zahlreichen Immobilien, nur für das mittlerweile stark heruntergekommene Schloss Monrepos lässt sich keine sinnvolle Verwendung finden. Eine Nutzung als Hotel, als Tagungshaus oder als Schule – jeder Plan zerschlägt sich angesichts immenser Unterhalts- und Umbaukosten. Alle Institutionen, denen das Schloss angeboten wird, auch die Kirchen und das Land Rheinland-Pfalz, sie alle wollen das Schloss nicht einmal geschenkt.

Angesichts ausufernder Kosten fällt Friedrich Wilhelm einen betriebswirtschaftlichen Entschluss, der sich heute allerdings barbarisch ausnimmt: Er will das Schloss „niederlegen“, so nannte man das damals. Die staatlichen Behörden stimmen zu. Im Sommer 1967 wird das Inventar versteigert; am 30. April 1969 wird Schloss Monrepos von der Freiwilligen Feuerwehr unter Zuhilfenahme von 100 Litern Benzin und 300 Litern Rohöl niedergebrannt. Zu Hunderten stehen Schaulustige in sicherem Abstand und sehen zu. Als das Feuer ausgebrannt ist, werden die verbliebenen Mauerreste gesprengt und für die Befestigung des nahegelegenen Parkplatzes verwendet.

Schloss Monrepos ist heute nur noch eine Erinnerung. Dennoch ist Monrepos keine Wüstung. Ein Teil der Wirtschaftsgebäude steht noch, es gibt ein Ausflugslokal. Das größte Gebäude auf Monrepos ist das „Waldheim“, ein Palais im englischen Landhausstil, der 1908 als Witwensitz errichtet wurde. 1988 wurde darin das „Museum für die Archäologie des Eiszeitalters“ untergebracht, das heutige „Archäologische Forschungszentrum und Museum für menschliche Verhaltensevolution“. Werbewirksam wird diese Einrichtung vermarktet als „Monrepos – Schloss der Forscher“.


Carsten Heinisch