6. April 1938: Bei DuPont wird erstmals Teflon hergestellt

Von Bratpfannen und Atombomben

Teflon Herstellung RoyPlunkett

Für die Kamera nachgestellt: Die Entdeckung von Teflon 1938 (von links nach rechts: Jack Rebok, Robert McHarness und Roy Plunkett)

Einer populären Legende zufolge ist Teflon ein Kind des Weltraumzeitalters und die Teflonpfanne sozusagen ein direkter Abkömmling der ersten Raketen. Aber Teflon ist viel älter als der Weltraumflug: Am 6. April 1938 entstand in einem Labor des amerikanischen Chemieriesen DuPont das erste Teflon – aus Zufall.

DuPont forschte in den 1930er Jahren über Kältegase für die neuartigen elektrischen Kühlschränke. Die bis dahin verwendeten Kältegase wie Ammoniak oder Schwefeldioxid waren nämlich giftig oder explosiv, oder sie stanken, wenn die Kältemaschine ein Leck hatte. Als ideale Lösung fand man schließlich eine Klasse von geruchslosen, ungiftigen und unbrennbaren Gasen, die sogenannten Fluorchlorkohlenwasserstoffe, kurz FCKW, die man später massenhaft auch als Treibgas in Spraydosen einsetzte und von denen man heute weiß, dass sie die Ozonschicht der Atmosphäre schädigen – aber das erkannte man erst ein halbes Jahrhundert später.

Nun gab es aber bei der Vermarktung dieser Gase patentrechtliche Schwierigkeiten. Deshalb wurde bei DuPont ein junger Chemiker namens Roy Plunkett beauftragt, neue FCKW zu entwickeln, die das Patent umgingen.

Plunkett untersuchte als Rohstoff ein sündhaft teures Gas namens Tetrafluorethylen. Um es am Verdampfen zu hindern, legte er die Stahlflaschen mit dem Gas auf Trockeneis, bei minus 80 °C. Am Morgen des besagten 6. April 1938 wollte Plunkett nun eine neue Versuchsreihe starten, öffnete eine Gasflasche – sie war leer. Als er und sein Assistent die Flasche untersuchten, fanden sie nur ein paar Krümelchen eines weißen Pulvers. Und die Innenseite der Flasche war mit einer dünnen Schicht dieser Masse überzogen.

Plunkett ärgerte sich, dass das teure Gas verloren war, und untersuchte die entstandene Masse. Aber was immer er auch ausprobierte, es war ihr mit keinem der üblichen chemischen Mittel beizukommen. Selbst Königswasser, ein Gemisch aus Salzsäure und Salpetersäure, in dem sich sogar Gold auflöst, griff das Material nicht an.

Plunkett untersuchte dann, wie dieser Stoff sich gezielt herstellen ließe, und fand auch einen Weg. Aber nach eingehender Prüfung ließ man die Idee fallen, das Material zu produzieren. Niemand hatte eine Idee, wozu es gut sein sollte, und die Herstellungskosten waren astronomisch.

Erst fünf Jahre später fand man die erste Anwendung für den neuen Stoff: Beim Bau der ersten Atombombe mussten die Chemiker mit extrem reaktionsfreudigen Uranverbindungen arbeiten; sie waren so korrosiv, dass alle Behälter und Leitungen binnen kürzester Zeit zerstört wurden. Ein dringender Hilferuf an alle amerikanischen Chemiefirmen ging auch bei DuPont ein, und dort erinnerte man sich an die rätselhafte Substanz, die chemisch so unangreifbar gewesen war. Der Stoff erwies sich tatsächlich als bestens geeignet, damit Rohre und Behälter auszukleiden.

Nach dem Ende des Kriegs begann DuPont mit der kommerziellen Herstellung der neuen Substanz mit dem chemischen Namen Polytetrafluorethylen. Weil auch das Kürzel PTFE nicht wirklich griffig ist, erfand man den Kurznamen »Teflon«. Haupteinsatzgebiete waren anfangs Dichtungen, Rohre und Isolierungen für chemische Apparate. Heute werden auch medizinische Implantate oder – etwa unter dem Markennamen GoreTex – wetterfeste Kleidung mit Teflon hergestellt.

Die populärste Anwendung aber wurde die Teflonpfanne, und auch sie ist einem Zufall zu verdanken: Der französische Chemiker Marc Gregoire, ein passionierter Angler, hatte sich häufig über die verhedderten Angelschnüre geärgert. Er beschichtete eine seiner Schnüre mit Teflon und konnte sie nun viel leichter entwirren. Er erzählte seiner Frau davon, die daraufhin die Idee gehabt haben soll, aus Teflon auch eine Antihaftbeschichtung für Bratpfannen herzustellen. Sie hatte den richtigen Riecher: Als die Pfannen 1954 auf den Markt kamen, wurden sie sofort zum Verkaufsschlager, und Gregoires Firma Tefal wuchs zu einem der größten Haushaltswarenhersteller Europas heran.

Carsten Heinisch
geschrieben für »Zeitwort« (SWR2) 2006

Bild: Pressefoto von DuPont