Wie geht man vor beim Korrekturlesen?

Mein dritter Beitrag zum Korrekturlesen soll ein paar Tipps geben, um Fehler im Text möglichst effektiv zu finden.

Klassischerweise wird zum Korrekturlesen ein Korrekturausdruck auf Papier verwendet. Korrekturlesen am Bildschirm (z. B. von PDF-Dateien) kann gegenüber dem klassischen Vorgehen Zeit sparen und lässt sich leichter in einen volldigitalen »Workflow« integrieren, weil der Medienbruch wegfällt. Das Lesen am Bildschirm ist aber weit anstrengender, und in der Regel übersieht man Fehler leichter.

Um sicherzugehen, dass man als Korrekturleser genau den Text liest, der geschrieben stehen, muss der übliche Lesefluss geändert werden. Gerade geübte Leser können nämlich auch bei fasch geschriedenen Wörten deren Sinn richtig erfassen und über Fehler »hinweglesen«. Um den Lesefluss zu ändern, kann man beispielsweise den Text zeilenweise lesen, indem man ihn mit einem weißen Karton abdeckt und nur die unterste sichtbare Zeile liest. Verbreitet ist es auch, den Text Silbe für Silbe halblaut zu lesen.

Besonderes Augenmerk ist dem Offensichtlichen zu widmen, etwa den Überschriften, Kolumnentiteln und Abbildungsunterschriften. Je fetter sie gedruckt sind, umso lieber werden Fehler hier übersehen. (Es kann erhellend sein, die berühmte Detektivgeschichte »Der entwendete Brief« (Original: The Purloined Letter) von Edgar Allan Poe zu lesen; deren Pointe beruht genau auf diesem Effekt.)

Da die Aufmerksamkeitskurve gegen Ende einer Seite abnimmt, sind Textteile am Ende einer Seite oder am Ende eines Absatzes besonders kritisch (nötigenfalls mehrfach) zu lesen. Überhaupt sollte man, sobald man bei der Arbeit durch irgendetwas abgelenkt worden ist, den kompletten Satz, besser noch den ganzen Absatz noch einmal lesen.

Ist bekannt, dass der Text eingescannt wurde, muss man besonders auf kritische Buchstabenkombinationen achten, die von OCR-Programmen gern falsch gedeutet werden, z. B. m statt rn, d statt rl usw.

Wenn man nicht am Bildschirm arbeitet und selbst sofort in der Quelldatei korrigiert, muss man die Fehler markieren, damit man selbst oder eine andere Person später die Korrekturen ausführen kann. Um der Kürze und der Eindeutigkeit willen empfiehlt sich beim Markieren von Fehlern der Gebrauch von Korrekturzeichen (nach DIN 16511); ich werde sie in einem weiteren Beitrag erläutern. In der Regel markiert man mit einem Rotstift. Allerdings wird Rot von manchen Kopierern schlecht wiedergegeben. Damit auch Kopien der Korrekturen lesbar sind, sollte man also besser einen blauen oder schwarzen Stift verwenden. Beim Markieren in PDF-Dateien werden die Kommentarfunktionen von Acrobat bzw. Acrobat Reader eingesetzt. Ich selbst arbeite gern mit dem Acrobat-Plug-in »PDF-Korrektor«, mit dem man in PDF-Dateien die Korrekturzeichen nach DIN eintragen kann; dieses Programm wird aber leider vom Hersteller nicht mehr unterstützt.