Der Bindestrich

„Der Bindestrich bindet zusammen, was nicht zusammengehört.“

Im Deutschen gibt es die unter den Sprachen ziemlich einmalige Möglichkeit, ellenlange Monsterwörter zu bilden. Man muss nicht unbedingt an die legendäre Donaudampfschifffahrtskapitänswitwe denken, auch in den Naturwissenschaften kommt es ab und an zu solch unhandlichen Worten wie „Rastertunnelmikroskopprobenhalter“ oder „Dielektrizitätskonstantenbestimmungsfehler“.

Wie diese Fälle zu behandeln sind, lässt sich nicht in einer verbindlichen Regel angeben. Ich empfehle, bei längeren Worten (Faustregel: mehr als drei Bestandteile) Bindestriche zu verwenden, um das Lesen zu erleichtern (z. B. Rastertunnelmikroskop-Probenhalter). Beim Setzen der Bindestriche sollte man zusammenhängende Bestandteile nicht auseinanderreißen (z. B. nicht Rastertunnel-Mikroskopproben-Halter). Bei Stellen, die mit einem „Bindungs-s“ versehen sind, kann man auf den Strich verzichten (etwa Röntgenstrahlungsmessgerät statt Röntgenstrahlungs-Messgerät). Kürzere Worte kommen auch ohne Bindestrich aus; verwendet man sie doch, wirkt es etwas kurzatmig (Binde-Strich, Proben-Halter, Mess-Gerät…).

NB: Ein Bindestrich soll „binden“ – also trägt er vorher und nachher kein Leerzeichen!

Der Übersicht halber bevorzuge ich persönlich es – viele Zeitschriften handhaben es ähnlich –, Begriffe, die nach Personen benannt sind, mit Bindestrich zu schreiben: Schrödinger-Gleichung, Fourier-Transformation, Hamilton-Operator usw. (statt Schrödingergleichung, Fouriertransformation, Hamiltonoperator usw.) Die Bindestrich-Schreibweise ist aber nur eine Konvention, die andere Schreibung ist genauso richtig. Obacht: Wer sich einmal entschieden hat, sollte die Schreibweise im ganzen Text so durchhalten und nicht mal so, mal anders schreiben.

Bindestriche sind im Deutschen, anders als im Englischen, zwingend erforderlich (Regel!), wenn man Begriffe aus mehreren einzelnen Bestandteilen zusammen„bindet“: Eine Spannung von 1 V ist eine 1-V-Spannung, der von dem amerikanischen Physiker van de Graaff konstruierte Bandgenerator ist ein Van-de-Graaff-Generator, Materiewellen heißen nach ihrem Entdecker de Broglie De-Broglie-Wellen usw. Man achte darauf, dass diese Begriffe, wie alle Substantive, mit einem Großbuchstaben beginnen! (Dazu schreibe ich an anderer Stelle mehr).

Attention, please: Im Englischen spräche man bei solchen Begriffen von „de Broglie wave“, „van de Graaff generator“ usw. Leider färbt diese Schreibweise oft aufs Deutsche ab, aber ein Laserdiodentreiber ist, auch wenn einem manche Elektronikfirma das weismachen will, eben kein Laser Dioden Treiber usw.).